Beispiel Kloster Knechtsteden

Im Bereich des Klosters Knechtsteden wurde eine Reihe von Naturschutz - Maßnahmen umgesetzt. Dass das Gelände mittlerweile über eine sehr gute Biotopausstattung für die Ringelnatter verfügt, belegt die ansteigende Anzahl der Funde.

Nahrungsangebot: Seit 1992 wurden am Knechtstedener Hauptgraben durch Einspeisung von Sümpfungswässern Laichgewässer geschaffen. Darüber hinaus wurden auf dem Gelände des Klosters Knechtsteden größere Gewässer angelegt und im Wald wurden durch gezielte Bodenverdichtungen wassergefüllte Wagenspuren geschaffen. Auf diese Weise wurde von der RWE Power AG, dem Erftverband, dem Internationalen Bund (Standort Knechtsteden) und dem Landesbetrieb Wald und Holz Forstamt Bonn Kottenforst Ville ein Angebot von Laichgewässern geschaffen. Besonders bedeutend als Amphibien -  Laichgewässer sind der wiederbewässerte Knechtstedener Hauptgraben mit seinen Nebengewässern sowie ein Tümpel auf dem Klostergelände. In diesem 1998 angelegten Tümpel laicht jährlich eine große Anzahl von Grasfröschen (Rana temporaria; ca. 600 Laichballen) und Erdkröten (Bufo bufo; ca. 600 Laichschnüre). Auch der Wasserfrosch - Komplex (Pelophylax esculentus), der Teichmolch (Lissotriton vulgaris) und der Bergmolch (Mesotriton alpestris) reproduzieren sich in diesem Gewässer. Wiederholte Beobachtungen von jagenden Ringelnattern, darunter bis zu drei gleichzeitig jagende Jungschlangen, belegen die hohe Bedeutung des Gewässers für den Nahrungserwerb.

Winterquartiere: Seit 2000 wurden auf dem Klostergelände Trockenmauern mit einer Gesamtlänge von mehr als 300 Metern sowie ein Bruchsteinhaufen angelegt. Zusammen mit den begleitenden Säumen stellen die Trockenmauern eine vernetzende und Grenzlinien erhöhende Strukturanreicherung dar. Eine Nutzung als Zufluchtsstätte wurde vor Ort mehrfach festgestellt.

Eiablageplätze: Bis in die 1960er Jahre wurden auf dem Klostergelände eine Gärtnerei sowie Landwirtschaft mit Viehhaltung, Gemüse- und Obstanbau betrieben. Die in der damaligen Zeit vorhandenen Kompost- und Misthaufen könnten der Ringelnatter als Eiablageplätze gedient haben. Zu Beginn der Tätigkeiten der Biologischen Station im Rhein - Kreis Neuss e.V. am Standort Kloster Knechtsteden im Herbst 2001 waren geeignete Eiablageplätze vermutlich ein Mangelfaktor. Seit 2003 wurden an zahlreichen Stellen Eiablageplätze aus unterschiedlichen Materialien (Wiesenmahdgut, Kompost, Pferdemist und Rindenmulch) angelegt.

Der Standort eines künstlichen Eiablageplatzes muss eine Reihe von Kriterien erfüllen. Die Stelle muss innerhalb eines Ringelnatterhabitats liegen. Die günstigste Lage ist am Waldrand, im Umfeld von Hecken oder Gebüschen in der Nähe von Amphibien - Laichgewässern. Künstliche Eiablageplätze dürfen nicht in der Nähe von stark befahrenen Straßen liegen.

Auf nährstoffarmen Standorten, oder dort, wo seltene Pflanzen oder -gesellschaften wachsen, dürfen keine Eiablageplätze angelegt werden. Wesentliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Inkubation der Eier sind eine ausreichende Feuchtigkeit, eine gute Durchlüftung und eine hinreichende Größe der künstlichen Eiablageplätze (mindestens 1,6 m Länge, 1,2 m Breite und 1 m Höhe). Als Material sind verschiedene gärfähige Materialien geeignet (altes Laub, Schnittgut, Kompost, Dung). Bei der Aufschichtung der Haufen sollten Äste eingearbeitet werden, damit Hohlräume entstehen, so dass das Innere des Haufens für Schlangen zugänglich ist. Die künstlichen Eiablageplätze müssen gegen Schwarzwild und Zerstörung durch den Menschen geschützt werden. Sie sollten von den Wegen nicht sichtbar sein, damit dort keine wilde Müllkippe entsteht. Andererseits sollten sie zur Anlieferung des Materials und zu Kontrollzwecken gut zugänglich sein.

Sonn- und Ruheplätze: Zum Nachweis der Ringelnatter wurden künstliche Verstecke in der Nähe zu einem künstlichen Eiablageplatz, einer Trockenmauer und einem Tümpel ausgelegt. Die künstlichen Verstecke werden regelmäßig von der Ringelnatter genutzt.

Am 26.04.2007 wurden fünf Jungtiere und eine erwachsene Schlange gleichzeitig unter einem künstlichen Versteck beobachtet. Die Nutzung der künstlichen Verstecke sowie der Trockenmauer als Sonnplatz ist jeweils einmal belegt.

Extensive Grünlandbewirtschaftung von Weiden und Obstwiesen: Eine Gartenbrache, eine Ackerfläche und ein Nadelbaumbestand wurden in Grünland bzw. Obstwiesen umgewandelt (ca. 1,3 ha). Auf dem Klostergelände werden von der Biologischen Station insgesamt über 2,5 ha Obstwiesen extensiv bewirtschaftet; seit Herbst 2005 wird die Grünlandbewirtschaftung sukzessive von einer Wiesenmahd in eine extensive Schafbeweidung umgestellt. In diesem Biotopkomplex aus Gewässer mit umgebender Brachfläche, Obstwiese, künstlichen Eiablageplätzen und südexponiertem Waldrand gelangen zahlreiche Ringelnatternachweise, wobei es sich 2005 um mindestens sieben verschiedene Individuen handelte.

Die durchgeführten Schutzmaßnahmen zeigen bereits Erfolge. Insbesondere die Häufung der Funde auf dem Gelände des Kloster Knechtsteden ist ein Anzeichen dafür, dass auf dieser rund 1,3 ha großen Fläche eine sehr gute Biotopausstattung mit den notwendigen Teillebensräumen und Schlüsselrequisiten vorhanden ist. In Raum Knechtstedener Wald ist daher aktuell vermutlich eine Bestandzunahme festzustellen. Bei der Fortführung der Schutzmaßnahmen erscheint das Überleben der Ringelnatter im Rhein - Kreis Neuss und der mit ihr assoziierten Lebensgemeinschaft gesichert.